Sehen, riechen und schmecken.

Machen Sie Ihren persönlichen Olivenöl-Test zum sinnlichen Erlebnis. Denn ein so reiches, komplexes und in vielerlei Hinsicht wertvolles Naturprodukt kann man in der Tat mit allen Sinnen erleben.

Mit den Augen
Ein gutes Olivenöl muss leuchten. In einem weissen Porzelanschälchen strahlt es verführerisch in grünschimmernden Goldtönen. Ein mattes, gelbes, dickliches Olivenöl wirkt eher abstossend. Meist schmeckt es auch so! Ein gutes Olivenöl wirkt schon fürs Auge appetitlich.

In der Nase
Hier herrschen sog. grüne Aromen vor, d.h. ein frisches Spitzen-Olivenöl duftet vielleicht nach Gras, nach grünen Oliven und all den herrlichen Kräutern der sommerlichen Macchia. Ein frisches Olivenöl mit nussigen und buttrigen Noten stammt meist von reifen und überreifen Oliven. Es ist schwerer und wirkt fettiger. Nussaromen sollten bei einem erstklassigen Olivenöl erst mit zunehmender Reife auftreten.

Im Gaumen
Wer zum ersten Mal ein frisches Spitzenöl verkostet, wird ob der Bitternote und des pfeffrigen scharfen Abgangs überrascht sein. Aber gerade diese Noten sind für ein Extravergine unabdingbare Qualitätsmerkmale. In einer professionellen Verkostung nach internationalen Richtlinien wird ein Olivenöl mit deutlichen Abzügen belegt, wenn es nicht über eine feine Bitterkeit und den pikanten Abgang verfügt. Bitterkeit und Schärfe nehmen übrigens mit der Zeit ab. Ein reifes, gelagertes Olivenöl ist milder als ein frisch gepresstes.

Typizität
So wird ein Kriterium bezeichnet, das als Synonym für Qualität steht. Ein Spitzenöl soll in allererster Linie nach frischen Oliven duften, und es soll seine Olivensorten und sein Ursprungsgebiet offenbaren. Grosse, internationale Marken verfolgen eine ganz andere Strategie. Sie mischen ihre „Qualität“ aus Olivenölen aller produzierenden Länder rund ums Mittelmeer zusammen und erreichen damit einen undefinierbaren Einheitsgeschmack, der eben jene Ursprungstypizität und Reintönigkeit vermissen lässt.

Alchimisten und Rumpelstilzchen
Leider landen auch allzu oft billige Samen-, Raps- und Haselnussöle (Abfallprodukt aus der Schokoladen-Herstellung) und auch weit Schlimmeres im Olivenöl! Der Bedarf an extra nativem Olivenöl steigt weltweit. Und mit ihm für findige Unternehmer die verlockende Aussicht auf schnelle, fette Gewinne. Die Versuchung, minderwertige Grundstoffe mit allerhand Tricks in „flüssiges Gold“ zu verwandeln ist seit „Rumpelstilzchen“ und den mittelalterlichen Alchimisten ungebrochen! Aber wie jeder weiss, ist den Alchimisten trotz allem Hokuspokus kein Gold gelungen. Und Rumpelstilzchens Gold ist eine Mär, wie auch die vom billigen, extra nativen Olivenöl!